Beobachtungsposten Julius 25. 8. 17
Sehr geehrter
Herr Pfarrer!
Auf einsamen
Posten in einem Panzerturm gedenke ich an die liebe Heimat
und bringe Ihnen einige Zeilen zu Papier.
Es ist
heute ein bewölkter Himmel, daher etwas ruhiger Tag,
von Artilleriefeuer, aber ganz verstummt’s nicht, man
hört schon, daß was losgelassen wird.
Ich bin
auf 10 Tage zum Beobachter kommandiert, welcher in einem zerschossenen
Haus bei den Infanterieg. beobachtet, wie und wo die Granaten
von uns einschlagen. Werde auch als Meldegänger verwendet
und komme öfters zur Feuerstellung zurück, oder(?)
auf Leitungspatrouilliergängen zur Gruppe. In Ruhe bin
ich noch wenig gewesen, im ganzen 4 Tage, da kann man wieder
ohne Sorgen schlafen, vielmehr ungestört, denn des Nachts
kommt meist in der Stellung Munition und Baumaterial oder
es wird geschossen. Wir haben auch im zweiten Graben noch
eine Beobachtung, auf einer Flanke, wo ich auch desöftern
vor komme.
Vor mir
liegt die Stadt Armensiers(?) mit ihren zerschossenen Häusern
und Kirchen und Fabriken. Letztere muß es viele geben,
weil noch sehr viele Kamine stehen, dazwischen liegen die
Gräben aufgewühlt von den Granaten und Minen. Man
kann gut beobachten, wie der Turm aus Beton in einem Haus
eingebaut ist, mit einem Sehschlitz versehen, wenigstens von
Maschinengewehr und leichten Kalibern gesichert. Dazu sind
noch zwei Scherenferngläser angebracht, wo man auch die
kleinste Bewegung deutlich sehen kann.
Gestern
Abend kam ich spät von meinem Meldegang zurück,
Artilleriefeuer war gering, nur die Maschinengewehre knatterten.
Als ich in die Nähe eines Postens kam, hörte ich
Hilfe rufen, ich habe es sofort gemeldet. Mein Wachtmeister
rief: Wer geht freiwillig mit - ! Ohne Zögern gingen
ich und noch 3 meiner Kameraden mit unserm Wachtmeister der
Stelle zu, über Gräben und Drahtverhaue gelangten
wir bei dem Hilferufenden an. Es war ein Minenwerfer. Sofort
wurde ein Notverband angelegt, und zur nächsten Verbandsstelle
getragen. Ich habe diesem Kameraden den Stiefel ausgezogen
und mit dem Messer, wo mir Herr Pfarrer geschenkt hat, die
Hose aufgeschnitten, weil es ein Oberschenkelschuß war.
In einer Stunde war der Verwundete schon im Auto zum nächsten
Lazarett.
Zu diesen
vielen Schießen haben wir Gott sei Dank nicht zu viele
Verluste. Ich kann meinem Gott nicht genug danken, wie wunderbar
ich öfters beschützt und behütet wurde. Auf
dem Wege mußte ich mich schon des öfteren auf den
Boden werfen vor Granaten und Maschinengewehrfeuer und glücklich
bin ich durch Gottes Hand hindurch geführt worden.
Mit der
Verpflegung können wir zufrieden sein, es gibt genügend
und gut, wie man im Krieg halt verlangen kann, daß nicht
so regelmäßig geht und daß es öfters
kalt ist. Daran kann man nichts ändern. Wir bekommen
auch alle mal auch Bier, den Liter zu 30 Pfennigen, ganz gutes
Bier, Tee und Kaffee gibt es fast jeden Tag.
Ich komme
auch des Öfteren zu Kamerad Reinhardt Mth. von Kirchfarrnbach,
wir freuen uns jedes Mal, wenn wir uns wieder gesund sehen
können.
Unsere
Division wird in einigen Tagen abgelöst werden und mehr
nach rechts verschoben. Da wollen wir uns auf was rüsten,
da geht’s noch wilder zu als bei uns. Man hört
des Öfteren wies trommelt. Man könnte noch eine
Menge vom Kriege schreiben, aber meine Stunde kommt und ich
werde abgelöst.
Ich schließe
und bitte um Entschuldigung wegen meiner schlechten Schrift,
es war halb im Dunkeln und auf dem Kamin.
Viel tausend
Grüße an die Gemeinde Kirchfarrnbach zum Kirchweihfest.
Gott möge daß wir es nächstes Jahr in Frieden
feiern dürfen.
Fan(?)grüßend
Hochachtungsvoll
Konrad Schweikert |