Adam Christian Ludwig Dietzfelbinger
30. Mai 1904 - 2. Februar 1910
Aufzeichnungen von Magdalena Dietzfelbinger, geb. Nicol über das kurze Leben ihres Sohnes
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Nesthäkchens Geburtstage:
 
     
 
Der erste Geburtstag war, wie schon vorn bemerkt, ein Tag voll ungetrübter Freude für Eltern und Kind.

1906. Heuer hat Ludwiglein am 30. Mai sich selbst unzählige Male angratuliert. Er war den Tag über sehr erregt und zeigte seinen Freundinnen, die ihn mit Blumen und Zigarren beschenkten, seine Geschenke voller Stolz, bot ihnen auch galant von seinen angebissenen und ziemliche Spuren seiner Hände tragenden Plätzchen an. Früh stürmte er herein und auf den Geburtstagstisch los, auf dem ihm besonders die Lichter imponierten. Auch freute er sich sehr über Stuhl und Tisch, Kleidchen und Hut, Bilderbuch und besonders über einen kleinen Schubkarren. Er war sich aber immer nicht recht klar, ob Geburtstag oder Taufe gefeiert wurde (kurz vorher hatte die Taufe seines Schwesterleins stattgefunden, so verwechselte er diese beiden Feierlichkeiten).

1907. Schon drei Lichtlein brannten heute für unseren lieben Buben und auf dem Geburtstagstisch lagen die ersten Hosen! Daneben Rucksack und Spazierstock, Gartenwerkzeuge und Struwwelpeter; die Freude war groß. nachmittags wurde zur Feier des Tages eine von Tante Lina arrangierte Partie nach Lichtenstein unternommen, wobei die neuen Hosen eingeweiht wurden.

1908 brachte der Geburtstag u.a. eine Fahne, die er stolz schwingt.

1909 der erste Geburtstag in Kirchfarrnbach; es war Pfingstsonntag und der letzte Geburtstag, den unser Kind auf Erden feierte. Wir ahnten es nicht.

 
     
     
 
Wir haben einen Gott, der da hilft, und den Herrn Herrn, der vom Tode errettet. Ps. 68, 21.
 
     
  Die erste Lebenszeit des Kleinen hat uns viel dunkle und trübe Tage und Stunden gebracht. Gar oft war es krank, das geliebte Kind, sehr krank sogar. O wie ängstigt und sorgt man sich da und musste verzweifeln, wenn man nicht wusste, dass Einer helfen kann. Wie tat mir das Herz weh, wenn ich das Kind mit schmerzlich verzogenem Gesichtchen im Bettchen liegen sah und ihm so gar nicht helfen konnte! Besonders mit der Ernährung war es ein Jammer: es wollte alles, was wir probierten, nicht anschlagen, und das Kind wurde von Tag zu Tag schwächer. Dazu bekam es lauter große Beulen am Körperchen, und ein Bäuchlein kam auch noch dazu. Schließlich traute ich mir das arme Kind gar nimmer anzufassen. Und dann kam einmal ein schrecklicher Abend, an dem wir mehr denn je um das schwache Leben bangten. Matt und schwach lag das Köpflein auf meinem Arm, und wir konnten nichts tun als heiße Gebete emporschicken. Und als die Not am größten, war Gottes Hilfe am nächsten: das Kind nahm Nahrung (Ramogan) zu sich und behielt sie, es folgte eine gute Nacht, und am anderen Morgen konnte ich der Großmama, die wir herbeitelegraphiert hatten entgegenfahren, um ihr die schwerste Sorge abzunehmen. Ein so oft gefährdetes Kleinod lernt man aber umso mehr schätzen, es wird einem umso teurer. Gott sei dank, der unserm Ludwig bis hierher geholfen! Er schütze ihn in Gnaden vor weiteren Gefahren!

Im Januar 1910. Ach, damals, im Anfang seines Lebens hatten wir bei aller Sorge doch den Trost, das Kind bei uns zu haben. Es waren schwere Zeiten damals, aber sind sie zu vergleichen mit dem Jammer, den wir seit Monaten

 
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