Das
Fieber war sehr hoch geworden. Plötzlich, wir
sahen das Ende kommen. Da standen wir am Sterbebett
unseres Kindes. Noch stundelang musste es ringen und
kämpfen, bis Gott kurz vor Mitternacht seine
Seele zu sich nahm.
Es
war erlöst von seinem schweren Leiden, uns aber
drang ein Schwert durch die Seele; das Schwerste,
was Eltern erleben können, war uns widerfahren.
Andern Tags kam die traurige Heimreise. Aber als ich
von der Eisenbahn aus den Himmel ganz in rote Glut
getaucht sah, war mir’s wie ein Gruß von
meinem Kinde. Wie oft hatte es sich darüber gefreut,
dass die Engel die Himmelstür aufgemacht hatten.
Wie krampften sich unsere Herzen zusammen in bitterem
Weh, als unser Kind endlich nach Hause kam –
tot.
Es
hatte nicht einmal daheim sterben dürfen. Sein
Gräblein aber ist ganz nahe bei unserm Hause.
Es ist so vieles, was mich schmerzt und quält
in der Erinnerung an diese schwersten Zeiten, wie
vieles habe ich versäumt an meinem Kinde, wie
viel mehr hätte ich es noch lieben und behüten
sollen! Nun ist’s zu spät, und nur die
Hoffnung auf ein endliches Wiedersehen, das nie mehr
aufhören wird, lässt mich die Sehnsucht
ertragen. „Ach gält es wünschen, wollt
ich dich, du Sternlein meiner Seelen, vor allem Weltgut
ewiglich mir wünschen und erwählen!“
Gott sei Dank für alles, was er uns in unserm
Kind geschenkt hat; er lasse uns einst auch dahin
kommen, wohin es uns vorausgegangen ist! Damit schließe
ich diese Blätter.