Eine Sicherheit, die stark und offen macht. Immer aber machen
Gespräche in der Bibelstunde, die an alten Wahrheiten
rühren, neugierig auf mehr Geschichten in der Bibel.
Die Bibel ist zum spannenden Buch geworden. Kennen wir schon,
wollen wir nicht mehr hören, das sagen die Frauen zu
keiner biblischen Geschichte mehr.
Manchmal
bietet der Pfarrer auch einen Text an, der nicht in der Bibel
steht. Wo es ums Leben geht, ums Miteinanderleben im Dorf
haben auch andere Geschichten ihre Bedeutung.
Da ist
die Erzählung von der unwürdigen Greisin, die auf
Berthold Brecht zurück geht. Eine Frau, immer fromm,
immer gut und immer fleißig erwacht nach dem Tod ihres
Mannes zu neuem Leben. Sie legt die schwarzen Kleider ab,
weigert sich, die ihr noch verbleibende Lebenszeit in Trauer,
Demut und emsigem Fleiß zu verbringen. Sie denkt nicht
daran, sich noch weiter abzurackern, nur damit die Erben möglichst
viel abbekommen. Die Frau kratzt alles Ersparte zusammen und
gönnt sich noch etwas auf ihre alten Tage. Sie geht auf
Reisen, lernt fremde Sitten, andere Menschen kennen. Unerhört,
schamlos, frivol, so urteilen die Kinder der Verwandten in
der Geschichte. Das Urteil der Frauen in der Bibelstunde fällt
nicht viel anders aus.
Zunächst
jedenfalls. Das geht doch nicht an, das Geld zu verprassen.
Das ist man den Kindern doch schuldig, dass man ihnen ihr
Erbteil erhält und wenn möglich vermehrt. So protestieren
die Frauen gegen diese Geschichte. Ja, wenn das alle so täten,
wo kämen wir da hin? Schaffen von früh bis spät,
so sind es die Frauen im Dorf gewohnt. Urlaub, Reisen, das
kennt kaum eine von ihnen. Davon wagen die meisten nicht einmal
zu träumen.
Aber wie
man so richtig ins Gespräch kommt darüber, was Frauen
tun und lassen müssen, da ergreifen doch einige zaghaft
zunächst noch Partei für die alte Frau in der Geschichte.
Das sei schließlich auch kein Leben, wenn man tagein
tagaus nur schaffen müsse ohne auch einmal zu genießen.
Und das könne nicht Sinn des Lebens sein, möglichst
viel Geld auf die hohe Kante zu legen, nur für die Erben.
Auf jeden Fall wollen schließlich alle Frauen weiter
darüber nachdenken, ob und wo sie selbst auch einmal
ganz gerne wie die unwürdige Greisin handeln würden.
Ein paar
Frauen, die sonst auch gerne zusammen hocken, mochten das
nicht nur für sich alleine überlegen. Sie waren
in der Bibelstunde so richtig in Fahrt geraten, da wollten
sie gleich noch weiter über die Geschichte reden. Aber
wohin gehen? In der Wohnstube zu Hause sitzen bestimmt Mann
und Kinder vor dem Fernsehapparat. Da kann man sich nicht
unterhalten.
So was war noch nie da
Die Frauen
haben sich kurzer Hand für ihre erste unwürdige
Tat entschieden: Sie sind zusammen ins Wirtshaus gezogen.
Die Männer dort haben ganz schön Augen gemacht.
Erst hat keiner von denen den Mund aufgekriegt. So was war
noch nie da. Frauen allein ins Wirtshaus! Und dann noch die
frommen Frauen, und die setzen sich nicht mal zu den Männern
an den Tisch. Die nehmen gar nicht besonders Notiz von den
Herren der Schöpfung. Die sind sich selbst genug.