Aus der Schulgeschichte des Pfarrsprengels
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Die Sonn- und Feiertagsschule 1

Zeugnis
über die
Entlassung aus der Sonn- & Feiertagsschule.

Johann Matthias Wening

geboren den 26. Januar 1891 zu Altkatterbach Bezirksamts Neustadt a/A. protestant. Konfession, hat die Werktagsschule zu Kirchfarrnbach vom 10. Mai 1897 bis zum 30 April 1904, also sieben Jahre, die Sonn- und Feiertagsschule und den damit verbundenen öffentlichen Religions-Unterricht zu Kirchfarrnbach vom 1. Mai 1904 bis zum 30. April 1907 also drei Jahre
mit sehr großem Fleiße besucht,
sich viele Kenntnisse erworben,
ein sehr lobenswertes Betragen gepflogen und wird nach Erfüllung der Vorbedingungen aus der Sonn- und Feiertagsschule entlassen.

 
Das Zeugnis zeigt den schulischen Werdegang des Johann Matthias Wening auf: Mit sechs Jahren kam er in die Kirchfarrnbacher Werktagsschule, die er mit dreizehn Jahren nach bestandener Schulprüfung wieder verließ. Unmittelbar darauf begann seine Zeit als Sonn- und Feiertagsschüler. Für den Dreizehnjährigen hieß das nun: Arbeiten an den sechs Werktagen, Schule und Christenlehre besuchen an den Sonn- und Feiertagen. Wenn am Sonntag um 15 Uhr der Unterricht beendet war, hatte er endlich "frei". Aber erst hatte er einen Heimweg von einer knappen Stunde vor sich. Heimgehen an den Sonntagen konnte sein Schulkamerad Leonhard Baumann  

aus Losaurach dagegen nicht, denn dafür hätte die Zeit nicht gereicht. Der musste bei seinem Bauern bleiben, auch wenn ihn das Heimweh quälte. Johann Wening wurde mit sechzehn Jahren aus der Sonntagsschule entlassen. Sieben Jahre später wird er als Kanonier-Gefreiter im 10. bayerischen Feld-Artillerie-Regiment in Frankreich kämpfen und Briefe in die Heimat schicken. Seine Schilderungen sind so gekonnt, dass man sich heute fragen kann, warum er in obigem Entlassungszeugnis jeweils nur die Note "gut" in den Fächern des Deutschunterrichts (Lesen, Sprachunterricht, Schönschreiben, Rechtschreiben und Aufsätze) erhalten hat. (Baumanns Schicksal)

Aus einer Prüfungsliste von 1913

J=Jahresfortgang P=Prüfungsnote Z=Zeugnisnote

Entscheidung: entlassen

Die Sonntagsschule hieß laut Prüfungslisten ab 1916 Volksfortbildungsschule (aus der Werktagsschule wurde die Volkshauptschule). 1921 kam es zu einem Streik der Eltern und Dienstherren, als der Unterricht werktags erfolgen sollte. Darauf gab es Werktagsunterricht nur im Winter,   später unter der Naziherrschaft dann auch im Sommer. Die letzten Kirchfarrnbacher Volksfortbildungsschüler hat es laut Schülerliste 1938 gegeben. Danach mussten die aus der Volksschule entlassenen Schüler als Berufsschüler in die auswärtigen Berufsschulen (z.B. nach Neuhof oder Fürth).
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