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Vor
vielen Jahren, weit weit dahinten woher die blauen Berge grüßen,
liegt meine Jugend. Nur die Erinnerung, eine kostbare, süße
Gabe, die mir geschenkt, lässt sie vor meinem inneren Auge
neu erstehen.
Wie glücklich
waren wir Kinder in dem großen Landpfarrhaus, das die Stätte
dieser glücklichsten Zeit meiner Jugend war. Mein Vater war
damals auf seiner zweiten Pfarre in Kirchfarrnbach in der
Nähe Fürth in Bayern, mitten im Lorenzer Reichswald, umgeben
von vielen Teichen, gelegen. Die erste Pfarre meines Vaters
war Wetzhausen bei Königshofen im Grabfeldgau, nördlich von
Haßfurt am Main, einem Dörfchen zwischen lauter Weinbergen
gelegen, die einen köstlichen Tropfen lieferten. Dort wurde
ich als das vierte Kind, der dritte Sohn geboren. Im Gegensatz
zu meiner älteren Schwester und meinen zwei älteren Brüdern,
war ich ein sehr schwächliches Kind. Die Hebamme sagte zu
meiner Mutter: „Frau Pfarrer, den müssen Sie im Hause
taufen, der hält den Transport zur Kirche nicht aus.“
Man zog mich dann auch mit allen möglichen Breien auf und
die rohen Eier, selbst aus dem Hühnerstalle geholt, habe ich
in rauen Mengen ausgetrunken. Bis zu meinem zwölften Jahre
hatte ich es dann geschafft und war der stärkste in meiner
Klasse.
An die Geschichten
aus der Wetzhauser Zeit kann ich mich nicht erinnern, ich
war erst drei Jahre alt als mein Vater nach Kirchfarrnbach
übersiedelte. Die Kindergeschichten von damals weiß ich nur
von den Erzählungen meiner Eltern und Geschwister. Ich gebe
sie später im Einzelnen wieder.
Das Kirchfarrnbacher
Pfarrhaus lebt als die schönste Stätte meiner frühen Jugend
immer in meiner Erinnerung auf und all die köstlichen Bilder
einer unserer so sorglosen Jugend werden wieder wach.
Wie war
auch dieses Haus so schön. Es war wohl ein ehemaliges Gutshaus,
das dann in katholischen Kirchenbesitz überging. Daher auch
der dazu gehörige Land- und Waldbesitz den zunächst die Bauern
in Pacht hatten. Vater löste die Pacht ab und wurde Pfarrer
und Bauer zugleich, gerade dies war für uns Kinder ideal.
Was kann es auch Schöneres geben als ein Landpfarrhaus, noch
dazu eines in dem der Pfarrer mit seinen Bauern ein Herz und
eine Seele ist. Vater war ein kleiner König auf seinem Sitz.
In allen ihren Sorgen und Nöten kamen die Bauern von weit
her zu ihm. Wenn ganz fern in einem weit abgelegenen Dorf,
in einem ganz anderen Bezirk ein Bauer in irgend einer schwierigen
Sache keinen Rat wusste, sagte irgend einer zu ihm: „Geh
zum Kirchfarrnbacher Pfarrer, der weiß Rat.“ Schließlich
nahmen diese Beratungen einen solchen Umfang an, dass Vater
allmonatliche Sprechstunden einrichtete, damit er auch zu
Hause war, wenn sie ankamen. Vater war in allen landwirtschaftlichen
Fragen Autorität, er war viele Jahre lang Vorstand des bayerischen
Imkervereins und ebenso beratendes Mitglied des bayerischen
Fischzuchtverbandes. Seine Spiegelkarpfen waren im ganzen
Lande berühmt. Wenn unsere Teiche im Herbste abgelassen wurden,
war es wie bei einem großen Fischmarkt, die Bauern kamen von
weit her angefahren und kauften die Brut und die Setzlinge,
kleinere Fische, die überwintert und im Frühjahr wieder in
die Teiche eingesetzt wurden.
Vater hatte
auch, was gewiss bei einem Pfarrer eine große Seltenheit,
wenn nicht überhaupt einmalig ist, die große goldene Medaille
für Landwirtschaft vom bayerischen Staat erhalten. Sie wurde
ihm für die Urbarmachung eines großen Sumpfgeländes verliehen,
durch das er Gräben gezogen, große Schleusen eingebaut und
es so zum besten Wiesengelände weit und breit gemacht hatte.
der bayerische Landwirtschaftsminister hatte es gelegentlich
einer Durchfahrt besichtigt und Vater war höchst erstaunt
und erfreut, als er eines Tages das amtliche Zertifikat mit
der großen goldenen Medaille durch einen Regierungsbeamten
ausgehändigt bekam. Wie oft hat er den großen Goldklumpen
mit dem Bild des damaligen Prinzregenten Luitpold seinen Gästen
gezeigt.
Vater war
in Kirchfarrnbach so beliebt, dass als er nach etwa zwölfjähriger
Amtstätigkeit von dort nach Mögeldorf, einer Vorstadt Nürnbergs
ging, fast seine ganzen Gemeindemitglieder ihn zu Fuß und
zu Wagen nach dem zwei Stunden entfernten Bahnhof Langenzenn
begleiteten. Weinend stand die Gemeinde am Bahnhof als Vater
mit seiner Familie abfuhr, er wäre wohl auch nie in die Stadt
gezogen, wenn wir Kinder nicht alle auf die Schule gemusst
hätten.
Nie hat
eines von uns sechs Kindern die Kirchfarrnbacher Zeit vergessen.
Dort verlebten wir alle unsere schönsten Jugendjahre. Kann
man sich auch etwas Schöneres für Kinder denken, als das ungebundene
Leben auf so einem Landpfarrhof, auf dem sie frei schalten
und walten dürfen wie sie nur immer wollen, dazu das Leben
in Haus, Hof und den Ställen und Scheunen, das herumstreifen
in Feld und Wald. Wir selbst hatten zwei große Teiche und
zwei Winterungen, durch das offene Wiesental floss der Farrnbach,
aus dem wir Jungens die Krebse holten, die es da unter den
Erlenwurzeln massenhaft gab. Einmal hatte ich mit dem Arm
in so ein tiefes Loch unter einer Erlenwurzel gefasst, um
etwas zu erwischen, da fühlte ich meinen Daumen von einer
Riesenkrebsschere gepackt und fast durchgebissen. Ich riss
den Arm zurück, aber der Krebs ließ nicht los und so zog ich
ihn mit heraus. Es war ein kolossaler Bursche, er wog über
ein Pfund. Ich schrie und rannte nach Hause, weil ich ihn
nicht abreißen konnte, so fest hatte er mich gepackt. Erst
als Vater ihm kurzerhand die Schere abriss, konnte er mich
befreien. Ich habe die Narbe noch lange mit herumgetragen.
Das Pfarrhaus
lag herrlich etwa erhöht, mitten im Dorf. Auf der Vorderseite
führte eine große Freitreppe zum Eingang hinauf. Rechts und
links der Treppe lag der große Garten und hinten hinaus der
große Hof mit Stallungen und Scheunen. Im Garten gab es fast
alle Sorten Beeren und viele Obstbäume und Spalierobst. Als
Vater die Pfarre übernahm, war alles etwas verlottert und
verwildert, bei seinem Wegzug war es mit allem Drum und Dran
ein kleines Mustergut.
Was gab
es da nicht alles. Große Bienenstände mit über 20 modernen
Bienenkästen. Wir Jungens durften Vater oft kleine Handreichungen
machen und waren selbst kleine Sachverständige in Bienenfragen.
Die drei
großen Teiche nahe beim Dorf waren oft unser Ziel. Wir badeten
darin, beobachteten die Vögel im Schilf und die Fische und
Frösche, im Winter liefen die Älteren darauf Schlittschuh
und wir Kleineren schlitterten nach Herzenslust. Die Teiche
spielten eine große Rolle in unserem Jungensleben. Sie lagen
auf einer großen sanft ansteigenden Waldlichtung. Unterhalb
unserer Teiche lagen noch mehrere, die anderen Besitzern gehörten,
da war es nun herrlich von unserem oben gelegenen Teich durch
alle Teiche Schlittschuh zu laufen und zu schlittern. Wir
brachten im Winter ganze Tage auf den Teichen zu. Ebenso waren
im Sommer die ausgedehnten Wälder das Ziel all unserer Spiele
und Ausflüge.
Auf der
einen Seite des Dorfes erhob sich der Dillenberg mit seinen
Felsgruppen und ausgedehnten Waldungen. An seinem Fuße lagen
zwei kleine Teiche, in die je eine Quelle aus diesen Felsgruppen
sprudelte. Da hinein kamen im Herbst die Brut und die Setzlinge
aus unseren Karpfenweihern um zu wintern. Täglich ging Vater
mit uns drei Buben zu diesen Winterungen das Futter bringen.
Drohten sie zuzufrieren, so wurde täglich das Eis aufgehackt,
stets zogen wir uns dann aus und sprangen in das eiskalte
Wasser um uns nachher abzureiben bis wir krebsrot waren, husch
in die Kleider und im Dauerlauf nach Hause. Wie herrlich war
wird es einem nach solch einem Bad. Ich habe diese kalte Ganzabreibung
Sommer und Winter bei jeder Kälte im kalten Schlafzimmer mein
ganzes Leben lang beibehalten und mich stets wohl dabei gefühlt.
Vater war ein Naturmensch im wahrsten Sinne des Wortes, er
machte alle Feldarbeiten mit und stundelange schwerste Körperliche
Arbeit waren ihm Spielerei. Unter anderem hatten wir auch
zwei Obstplantagen mit allen Sorten, auch der edelsten Obstbäume,
denen Vater seine ganz besondere Pflege angedeihen ließ. Fast
die ganze Obsternte machte Vater mit uns Buben. Wagenweise
fuhren dann die Kirschen Birnen, Äpfel, Zwetschgen etc. nach
Fürth in die Konditorei zu Onkel Konrad, der sie gut für seine
Obstkuchen und Torten gebrauchen konnte.
Eine leckere
Angelegenzeit für uns Kinder war es auch, wenn an einem Tage
Honig geschleudert wurde. Wir durften abwechselnd die Schleuder
drehen und die dünnen Wachsscheiben ablutschen., die Vater
von den Waben schnitt um die Zellen zu öffnen, alles klebte,
am meisten unsere Schnuten. Das war bei der abfallenden Menge
eine schon fast an Arbeit grenzende, süße Angelegenheit. Der
Honig floss goldgelb in dickem Strahl aus der Schleuder und
wurde in große und kleinere Gläser gefüllt. Die großen gingen
in die Stadt, die kleineren in die Vorratskammer. Tagelang
noch gaben wir uns der süßen Leckerein hin, um die angefallene
Menge zu bewältigen.
Auch in
den Ställen gab es allerhand zu tun. Überall waren wir Buben
dabei. Vater hatte mir ein Kalb zur Pflege anvertraut, ich
war stolz darauf und wachte eifersüchtig darüber, dass keiner
meiner Brüder in meine Pflichten eingriff. Als es schon eine
stramme Kalbe war, durfte ich mit Vater und dem Knecht damit
zur Viehschau nach Markt Erlbach. Dazu wurde meine Kalbe besonders
geputzt und geschmückt. Sie bekam eine bunte Schleife in den
Schwanz und einen Kranz um die Hörner. Sie war ein besonders
schönes und stattliches Tier. Auf der Schau habe ich einen
Preis von 15 Talern und ein Diplom dafür bekommen. Mein Stolz
kannte keine Grenzen. Im Triumph führte ich sie durch die
Dörfer heim, überall kamen die Bauern und Frauen und Kinder
aus den Häusern um meine Kalbe zu bewundern und zu begutachten.
Dies war einer der stolzesten Tage meiner frühen Jugend.
Das schönste
in meinen Erinnerungen waren die Weihnachtsfeste in Kirchfarrnbach.
Im ersten Stock des Pfarrhauses lagen zwei riesige durchgehende
Zimmer. Das eine war als Esszimmer bei großen Gelegenheiten
eingerichtet, das zweite enthielt nur einen großen Tisch mit
vielen Stühlen und auf vielen Regalen die ziemlich umfangreiche
Bibliothek Vaters. In diesem Zimmer wurden die Versammlungen
mit den Bauern und sonstigen Sitzungen abgehalten. Zu Weihnachten
war es die Weihnachtsstunde in der stets die große Bescherung
war. Die Zimmer waren sehr hoch. Vater stellte stets eine
riesige Tanne aus dem Pfarrwald auf dem Dillenberg auf, die
mit dem reichen Christbaumschmuck, der von Jahr zu Jahr aufbewahrt
und stets mehr und mehr erheuert wurde, herrlich geschmückt
war. Schon Abende vorher saßen wir Kinder um den Tisch und
vergoldeten und versilberten unter Helenes Anleitung Nüsse,
wobei wir alle die herrlichen alten Weihnachtslieder sangen
und wozu sie uns alle die köstlichen Weihnachtsgeschichten
von Christoph Schmidt und anderen erzählte. Zu Weihnachten
bekamen wir von allen vielen Onkeln und Tanten Pakete mit
den herrlichsten Geschenken. Onkel Konrad aus Fürth versorgte
die ganze Familie mit Süßigkeiten, Nürnberger Lebkuchen, Schokolade,
große Marzipantafeln in allen möglichen Formen und köstlichen
süßen Christbaumschmuck. Herzen, Engel, Reiter und kleinen
Schokoladenpäckchen, di aus sechs bis zehn in buntem Papier
eingepackten Täfelchen bestanden. Mutter teilte beim Baumschmücken
genau ein, damit auf alle Zweige etwa das Gleiche kam. Wir
wachten beim Abplündern genau darüber, dass keiner mehr hatte
als der andere, trotzdem wir so überreichlich viel hatten.
Besonders
reich waren stets die Weihnachtspakete von Onkel Dethardt
und Tante Kuni aus Kassel. Neben Kleidern und Wäsche kamen
von dort Märchen- und Indianerbücher, meist mit Bildern und
alle möglichen Spiele. Das Herrlichste für uns Buben waren
die Indianerbücher, Lederstrumpf, Buffalo Bill, Maibände und
andere, die wir gierig verschlangen und mit der Schar Bauernjungen,
die bei allen Spielen und Streichen unsere Gefolgschaft waren,
in die Tat umsetzten. Dazu waren der Dillen- und Hirschberg
mit ihren dichten Waldungen und den Felsgruppen das idealste
Gelände.
An einem
Weihnachtsabend kam die Nachbarin vom Klenkenhof um sich unsern
Weihnachtsbaum anzusehen. Mutter kam mit ihr die Treppe hoch
und öffnete die Tür. Die Riesentanne stand im Schein ihrer
Kerzen in der hohen Stube zwischen zwei Fenstern und überstrahlte
den ganzen Raum. Es war ein herrlicher Anblick, auch bezaubernd
für Stadtkinder, die ähnliches schon gesehen hatten, nun aber
eine einfache Bauernfrau, der für solche Pracht einfach jede
Vorstellung fehlte. Sie stand mit weit aufgerissenen Augen
in der Türe, wie die leibhaftige Salzsäule. Endlich erwachte
sie aus ihrer Starre, schlug die Hände zusammen und rief aus:
“Potztausend einig Leut, alle Sankt Lebatag, is dös
a Bam, is dös a Bam.“ (Potztausend einige Leute, alle
Sankt Lebenstage, ist das ein Baum, ist das ein Baum.) Dieser
Ausruf ist für uns der Ausruf des Erstaunens für alle Zeiten
geblieben. Freunde und Bekannte wunderten sich oft, wenn einer
von uns plötzlich mit diesem Ausruf herausplatzte. Jedes Mal
musste die Erklärung dafür gegeben werden und so ist er stets
neu aufgefrischt worden.
So ist das
Kirchfarrnbacher Pfarrhaus für alle Zeiten die kostbarste
Stätte unserer Jugenderinnerungen geblieben. Die Fülle der
dortigen Erlebnisse ist so groß, dass es mit schwer fällt
das Schönste herauszugreifen. Deshalb kamen auch unsere Vettern
und Basen so gerne zu uns. Sie alle liebten unser Haus, auch
uns und besonders Onkel Fritz und Tante Margarete, die so
gütig und verständnisvoll in allen Dingen waren. Für sie war
das Kirchfarrnbacher Haus die Stätte ihrer ständigen Sehnsucht,
die herrlichsten Reisen nach dem Süden, die ihre Eltern unternahmen,
reizten sie nicht so wie unser Haus, sie zogen es stets allen
andern Ferienzielen vor. Auch ihre Eltern schätzen es, denn
sie waren dadurch in den Ferien freier und wussten außerdem
ihre Kinder in guter Obhut. Auch wir Kinder hatten viele Vorteile
davon, ganz abgesehen von der guten Spielkameradschaft. Die
Eltern zeigten ihre Dankbarkeit stets durch besonders umfangreiche
Geschenke, die wiederum bei uns höchsten Beifall auslösten.
Stets waren
wir in den Ferien eine kleine Schar Spielgefährten auf dem
Pfarrhof und wir Kinder der eigenen Sippe dominierten das
ganze Dorf, das es sich bei der großen Verehrung für Vater
auch gerne gefallen ließ und uns manchen Dummejungenstreich,
der sonst empfindlich gerügt worden wäre, nachsah. Wenn um
elf Uhr die Mittagsglocke geläutet wurde, kamen unsere Vettern
und Basen oft aus den entferntesten Bauernhöfen angelaufen,
wo sie auch, besonders bei den Frauen und Mädchen gern gesehene
Gäste waren. Hatten die Bauernfrauen doch ihr ewiges Einerlei,
das durch die Erzählungen der Stadtkinder angenehm unterbrochen
wurde. Meine Basen saßen in der Küche oder im Stall bei Bäuerinnen
und Mägden, erzählten Wunderdinge aus der Stadt und ließen
sich gerne nach allem ausfragen was die neugierigen Frauen
wissen wollten und das war nicht wenig. Für unsere Vettern
und Basen war die bäuerliche Tätigkeit nicht weniger anregend,
die Jungen fuhren mit den Bauern aufs Feld, lernten die Pferde
bereuen und den Mädchen war alles Wirken der Bauernfrauen
und Mägde von höchsten Interesse, Die dicken Schinkenbrote
und bunten Äpfel, die dabei abfielen, schmeckten noch viel
besser wie im Pfarrhofe, wo sie doch auch schon nicht zu verachten
waren und die Milch frisch von der Kuh getrunken war Hochgenuss.
In den großen
Räumen in Haus, Stallungen und Scheunen, Hof, Garten, Wiesen,
Feld und Wald trieben wir unser Wesen. Wenn wir Verstecken
spielten, war es nicht immer leicht, alle aufzufinden, die
Auswahl an guten Verstecken war gar zu groß.
Nur zehn
Minuten entfernt lag das Oberndorf, das zum Ort gehörte und
aus etwa zehn Höfen bestand. Weitere zwanzig Minuten der Ort
Kreben, der auch zum Kirchspiel gehörte. In Kreben lag auf
einem waldigen Hügel ein Felsenkeller mit einer Kegelbahn.
Dort traf sich Vater oft mit den Bauern zu nachmittäglichem
Kegelspiel, bei dem auch die Pfarr- und Lehrersfrauen der
Umgebung mithielten. In dem vorgelagerten Wiesental lag ein
großer Weiher mit einem großen Kahn mit Schaufelrädern. Das
war etwas für uns Jungens. Wir brachten darauf den ganzen
Nachmittag zu. An den Rändern des Teiches lagen große Sumpfgebiete
mit Binden und hohem Schilf bewachsen, in dem unzählige Sumpfvögel,
Wildenten, Störche und Reiher ihr Wesen trieben. Wir wateten
darin herum und beschlichen und beobachteten ihr Treiben und
besehen mit Wonne die Jungen in den zwischen hohen Schilfstengeln
kunstvoll gebauten Nestern. Nie wäre es uns eingefallen, ein
Vogelnest auszunehmen oder auch nur zu beunruhigen und wehe
dem Bauernjungen, den wir dabei erwischten, Überhaupt war
Tierquälerei das Verbrechen, auf dem unter unserer Spielschar
die schwerste Tracht Prügel stand. Wir hielten darin eiserne
Disziplin. |
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