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Die
große Freitreppe teilte den Vorgarten des Pfarrgartens
in zwei große Teile. Das eine enthielt die Rosen- und
Lieblingsblumenzucht des Vaters und war für uns Kinder
„tabu“, geheiligter Raum, den wir nur im äußersten
Notfalle und mit größter Vorsicht betraten. Auf
ihn gingen die großen Fenster des Studierzimmers unseres
Vaters hinaus und an der großen Hausmauer ragte ein
riesiger Weinstock mit den herrlichsten Trauben, die vom Vater
mit Argusaugen gehütet wurden. Im Herbst hatte er die
Trauben in Tüllsäckchen gehüllt, anders wäre
ihm das Hüten kaum gelungen. Natürlich bekamen wir
unser reichliches Teil, aber für unsere Jungensmägen
war es nie genug. Auf der anderen Seite der Freitreppe war
ein großer Rasenplatz, auf dem eine hohe Schaukel stand.
Wir Jungens schwangen uns darauf besonders oft und gern in
die Lüfte. Gegenüber der Schaukel stand ein riesiger
Kirschbaum bis zu dessen höchsten Zweigen man mit der
Schaukel fliegen konnte. Dahinter kam das große Waschhaus.
Eines
Tages flog mein Bruder Fritz, der zweitälteste, mit höchstem
Schwunge auf der Schaukel und schmetterte dabei in höchsten
Tönen das Lied vom Kaiser Rotbart lobesam, während
zu gleicher Zeit unseres alte Kinderfrau Philippine im Waschhaus
die Wäsche wusch.
Gerade
als Fritz sang: „Zur Rechten sieht man wie zur Linken
einen halben Türken heruntersinken“, riss das Seil
der Schaukel. Der gute Fritz flog in höchstem Schwunge
durch den blühenden Kirschbaum und das dahinter liegende
Waschhausfenster und landete mit einem riesigen Plumps und
Geklirr mitten in dem Waschbottich der guten Philippine. Diese
bekam die Seifenlauge über und über und einen solchen
Schreck, dass sie sich mitten ins Waschhaus hinsetzte und
erst nach einiger Zeit wieder zu sich kam. Dem Sänger
Fritz war nichts passiert, die Wäsche hatte den Stoß
pariert und außer dem Seifenbad hat er keinen Schaden
genommen.
Der Herr
Pfarrer, der im Studierzimmer den Krach gehört, Frau
Pfarrer und alle Kinder hinterdrein. Fritz saß noch
in der warmen Seifenlauge und lachte Tränen über
die gute Philippine und alles lachte mit. Fritz, der mit heiler
Haut davon gekommen war, fühlte sich als der Held des
Tages.
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