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In
Kirchfarrnbach besonders hatten wir sehr viel Besuch. Alle
Onkels und Tanten, Vettern und Basen aber auch Studienfreunde
und Amtsbrüder Vaters, sehr viele Studenten, Bauern und
Landwirte aus Nah und Fern. Alle erzeigten sich nach der meist
sehr reichhaltigen Bewirtung irgendwie erkenntlich durch Tafeln
Schokolade, Süßigkeiten und Ähnliches. So
fiel für uns Kinder stets reichlicher Segen ab. Viele,
vor allem Onkel und Tanten, aber auch die größeren
Bauern und Landwirte fragten nach der Sparbüchse der
Kinder. Nun hatte ich als Patenonkel den reichsten aller unserer
Onkel und Tanten, der eine Tapetenfabrik in Kassel hatte.
Vater hatte, um der steten Frage nach der Sparbüchse
zu begegnen ein großes Sparschwein aus Ton aus der Stadt
mitgebracht, das nicht zu öffnen war und nur auf dem
Rücken einen Einschnitt zum Einwerfen des Geldes hatte.
Den Anfang, sozusagen die Einweihung machte Onkel Dethardt
aus Kassel mit einem Zwanzigmarkstück und daher betrachtete
ich das Sparschwein als mein ganz besonderes Eigentum, zumal
Onkel Dethardt bei seinen vielen Besuchen stets ein Goldstück
einsteckte. Bestimmt war auch mein Anteil der Höchste,
doch auch die andern reklamierten ihr Besitzrecht. Gewiss
waren, besonders bei Schlachtfesten, dem Sparschwein viele
Silbermünzen einverleibt worden. Wenn es auch nicht mit
jedem Jahr fetter wurde, so wurde es doch immer voller und
schwerer. Eines Tages sagte Vater, er müsse nun wohl
in Fürth auf dem Schweinemarkt ein neues noch fetteres
kaufen.
Unsere
Älteste, die Helene, hatte nun schon seit längerer
Zeit dem Vater in den Ohren gelegen um eine Nähmaschine.
Vater hat aber nicht so recht daran gewollt, weil auch das
Klavier, das sie erst kurz vorher bekommen hatte, noch nicht
ganz bezahlt war. Da wusste Helena mit echt weiblicher Klugheit
sich zu helfen. Eines Tages beim Zimmerausfegen fegte sie
das fette Sparschwein, das oben auf der Ecke des Klaviers
stand, mit dem Besenstiel, natürlich ganz aus Versehen
herunter. Das Sparschwein ging in tausend Scherben und die
Gold- und Silbermünzen kollerten in alle Ecken des Zimmers.
Alles stürzte herbei um aufzulesen, Mutter sammelte sie
in ein Körbchen und siehe da, es waren fast fünfhundert
Mark, eine für damalige Zeit große Summe. Jetzt
wurde das Klavier bezahlt und Helene bekam auch noch ihre
Nähmaschine. Auf den energischen Protest von uns anderen
hin erklärte Vater, die Nähmaschine sei ja für
uns alle und gerade von uns Buben würden die meisten
Hemden und Hosen darauf genäht, wir andern würden
dafür vom Weihnachtsmann schon besonders reicht bedacht
werden.
Hierin
hat er denn auch Wort gehalten und wir sind selten so reich
beschenkt worden wie in diesem Jahr.
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