Das Kürbisgespenst!
von Dethardt Lauter
   
         
   

In irgendeiner Geschichte hatte uns Schwester Helene von einem ausgehöhlten Kürbis erzählt, der als Laterne benützt worden war. Wir Jungens erinnerten uns eines Tages daran und setzten unsere Wissenschaft in einen Bubenstreich um, der üble Folgen hätte haben können, aber glücklicherweise gut ausging, bis auf die Ohrfeigen, die uns Vater verabreichte, Später hat er selbst oft darüber gelacht.

Auf der einen Seite des Kirchhofes führte der Weg entlang zu unserem hinteren Hauseingang. Oft kam abends eine alte Bäuerin ein wenig Plaudern zur Frau Pfarrer und, weil sie geizig war und gar zu selten etwas mitbrachte, gedachten wir ihr einmal einen kleinen Schrecken einzujagen, zumal wir wussten, wie abergläubig und schreckhaft sie war. Wir schnitten eine Gesichtsfratze in einen großen ausgehöhlten Kürbis, überklebten Mund, Nasenlöcher und Augen mit grellrotem Papier, befestigten eine Kerze darin und setzten ihn auf ein Brett. Damit versteckten wir uns hinter der Kirchhofmauer, gerade an der Ecke, um welche der Weg zu unserem Hofeingang abbog. Es war schon ziemlich dunkel als die Bäuerin ankam. Im selben Augenblick, als sie um die Ecke bog, ließen wir von der hohen Mauer das Kürbisgespenst direkt vor ihrem Gesicht nieder. Es gab einen entsetzlichen Schrei und einen dumpfen Fall. Das Kürbisgespenst aber erlosch jählings und floh in die entfernt gelegenen Büsche. Mutter, die auf den Schrei herbei geeilt kam, fand die gute Alte wie leblos am Boden, brachte sie aber mit Kölnischem Wasser bald wieder zum Leben. Die Bäuerin schwor, der leibhaftige Satan sei von der Kirchhofmauer auf sie herabgesprungen.

Uns erschien er dann auch, allerdings durch Vater auf der Kehrseite, aber wir fielen wenigstens nicht in Ohnmacht.

   
         
         
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