Aus der Schulgeschichte des Pfarrsprengels
- zu 17-

Zwei der verschiedenen Fassungen des Liedes, zunächst die in Kirchfarrnbach bekanntere, dann die wohl ursprüngliche:
 
Das arme Dorfschulmeisterlein
Text: Volksgut & Hubert Deuringer
 
 
1) In einem Dorf im Schwabenland, Schwabenland,
da lebt, uns allen wohlbekannt, wohlbekannt,
und wohnt in einem Häuslein klein:
das arme Dorfschulmeisterlein,
und wohnt in einem Häuslein klein:
das arme Dorfschulmeisterlein.

2) Am Sonntag ist er Organist, Organist,
am Montag fährt er seinen Mist, seinen Mist,
am Dienstag hütet er sei’ Schwein:
das arme Dorfschulmeisterlein,
am Dienstag hütet er sei’ Schwein:
das arme Dorfschulmeisterlein,

3) Am Mittwoch geht er in den Wald, in den Wald,
holt Holz, sonst bleibt die Schule kalt,
am Donnerstag fängt er einen Fisch,
er kommt am Freitag auf den Tisch, ja Tisch,
am Donnerstag fängt er einen Fisch,
er kommt am Freitag auf den Tisch.

4) Am Samstag übt er’s Orgelspiel, Orgelspiel,
weil’s meist den Leuten nicht gefiel, nicht gefiel;
und drauf geht er in’d Sonntagsschul,
verhaut die Buben überm Stuhl, ja Stuhl.
und drauf geht er in’d Sonntagsschul,
verhaut die Buben überm Stuhl, ja Stuhl.

5) Und wenn im Dorf mal Hochzeit ist, Hochzeit ist,
denn könnt ihr sehen wie er frisst, wie er frisst.
Was er nicht frisst, das packt er ein,
das arme Dorfschulmeisterlein,
was er nicht frisst, das packt er ein,
das arme Dorfschulmeisterlein.

 

6) Und wird im Dorf ein Kind getauft, Kind getauft,
dann könnt ihr sehen, wie er sauft, wie er sauft:
Elf Halbe schüttet er sich ein,
das arme Dorfschulmeisterlein,
elf Halbe schüttet er sich ein,
das arme Dorfschulmeisterlein.

7) Und wird im Dorf ein Schwein geschlacht, Schwein geschlacht,
dann könnt ihr sehen, wie er lacht, wie er lacht.
Die größte Wurst ist ihm zu klein,
dem armen Dorfschulmeisterlein,
die größte Wurst ist ihm zu klein,
dem armen Dorfschulmeisterlein.

8) Und fällt die alte Schul bald ein,
dann weint das Dorfschulmeisterlein, Meisterlein.
Die Kinder jubeln Horrido!
Sie danken Gott und sind heil froh, ja froh!
Die Kinder jubeln Horrido!
Sie danken Gott und sind heil froh, ja froh!

9) Und wenn er wird gestorben sein, storben sein,
dann legt man ihn ins Grabloch nein, Grabloch nein,
und liest auf seinem Leichenstein:
hier ruht das arme Dorfschulmeisterlein;
und liest auf seinem Leichenstein:
hier ruht das arme Dorfschulmeisterlein;

aus: Hubert Deuringer, Das besondere Liederbuch
 
Das arme Dorfschulmeisterlein
Samuel Friedrich Sauter 1766 - 1845
 
 

1) Willst wissen, du, mein lieber Christ,
wer das geplagteste Männchen ist?
Die Antwort lautet allgemein:
Ein armes Dorfschulmeisterlein.

2) Bei einem kargen Stückchen Brot,
umringt von Sorgen, Müh und Not,
soll es dem Staate nützlich sein,
das arme Dorfschulmeisterlein.

3) Noch eh der Hahn den Tag begrüßt,
und alles noch der Ruh genießt,
hängt's schon am Morgenglöckelein,
das arme Dorfschulmeisterlein.

4) Geendigt hat die Uhr den Lauf,
es zieht dieselbe wieder auf,
wälzt kräftig an dem Treibestein,
das schwache Dorfschulmeisterlein.

5) Von diesem Frühgeschäfte matt,
was wunder, wenn es Grimmen hat.
Drum schluckt's ein Tröpfchen Branntewein,
das arme Dorfschulmeisterlein.

6) Der Tag steht nun in hellem Licht.
Das Weibchen hat auch angericht'.
Nun schlingt's die Morgensuppe ein,
das arme Dorfschulmeisterlein.

7) Jetzt erst beginnt die größte Plag':
Sein Ämtchen sperrt den ganzen Tag
zu Kindern in die Schul' hinein,
das arme Dorfschulmeisterlein.

8) Hier ist es nun, das eine brummt,
das andere lacht, das dritte summt
mutwillig in das Ohr hinein
dem armen Dorfschulmeisterlein.

9) Wenn's liebevoll den Kindern wehrt,
und keines die Ermahnung hört,
so schlägt es öfters hitzig drein,
das gähe Dorfschulmeisterlein.

10) Ein Kind zeigt dies dem Vater an,
und der, ein ungeschliffner Mann,
macht ihm die größten Flegelei'n,
dem armen Dorfschulmeisterlein.

11) So wird die Speise ihm vergällt,
die es auf den Mittag erhält.
Nie darf sich's eines bessern freun,
das arme Dorfschulmeisterlein.

12) Was ist denn wohl mit Männchens Kost?
Nur leer Gemüs' und saurer Most.
Höchst selten Fleisch von einem Schwein.
O armes Dorfschulmeisterlein!

13) So es mittags nicht Schule hält,
geht's mit der Haue in das Feld,
und schafft, weil der Gehalt so klein.
O armes Dorfschulmeisterlein!

 

14) Nachts macht sich's, wenn es Hunger hat,
mit Suppe und Kartoffeln satt.
Sonst gibt es nichts? Ach, leider, nein.
O armes Dorfschulmeisterlein!

15) Von Sorgen wird es aufgeschreckt,
wenn alles noch in Federn steckt,
und voller Kummer schläft es ein,
o armes Dorfschulmeisterlein!

16) In diesem Zirkel dreht es sich
die ganze Woch' bedauerlich.
Kein Tag ist ohne Kreuz und Pein.
O armes Dorfschulmeisterlein!

17) Valliret oft die Kirchenuhr,
verfehlt sich oft der Zeiger nur,
da schimpft der Schulz und die Gemein'
auf's arme Dorfschulmeisterlein.

18) Anfänglich nahm man gern vorlieb,
wenn es den Unterricht betrieb.
Jetzt sollt's ein halb Gelehrter sein,
das arme Dorfschulmeisterlein.

19) Befindet sich's bei einem Schmaus,
so heißt's, wenns kaum zur Tür hinaus:
"Es ißt, es trinkt, es stinkt auch ein,
das grobe Dorfschulmeisterlein."

20) Hat's einmal ein Stückchen Geld,
und kommt es müd und matt vom Feld,
trinkt's auch beim Wirt ein Gläschen Wein,
das durst'ge Dorfschulmeisterlein.

21) Wenn nun allda der Fall geschieht,
dass es wie Noah sich versieht,
so will es ihm kein Mensch verzeih'n,
dem guten Dorfschulmeisterlein.

22) Bei Leichen und im Gotteshaus
brüllt oft ein Dummkopf nebennaus.
Ach Gott, wie muß es da nicht schrei'n?
Das arme Dorfschulmeisterlein.

23) Wenn's mit den Kindern sich nicht hält
zur Zeit, wo ein Präsentchen fällt,
da büßt es leider merklich ein.
Das arme Dorfschulmeisterlein.

24) Oft macht's der Pfarrer ihm zu bunt
und läßt ihm keine Ruhestund'
was will's, es muß gehorsam sein,
das arme Dorfschulmeisterlein.

25) Doch ist ihm noch der Trost beschert,
daß seine Not nicht ewig währt.
Im Grabe, Gott, wie wohl wird's sein,
dem armen Dorfschulmeisterlein.

 
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