Aus der Schulgeschichte des Pfarrsprengels
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Ferien und unterrichtsfreie Tage (1)
 
Ferien im heutigen Sinn und Ausmaß gab es früher nicht. Die Kinder waren fest in die landwirtschaftliche Arbeitswelt der Erwachsenen eingebunden. Haus- und Feldarbeiten waren selbstverständlich und für die Existenz der Familien oft unumgänglich. Der von der Obrigkeit verordnete Schulunterricht erfolgte bis ins 19. Jahrhundert zunächst im Winter, also in der Jahreszeit, in welcher in der
  Landwirtschaft die wenigsten Arbeiten anfallen. Die übrige Zeit diente nicht der Erholung von den Mühen des Unterrichts (heute „Schulstress“ genannt), sondern war ausgefüllt mit Arbeit. Übrigens wurden Achtklässer noch 1968 "wegen Notlage im landwirtschaftlichen Betrieb des Erziehungsberechtigten" ab dem 2. Mai vom Schulbesuch beurlaubt.
 
Aus der „Beschreibung der Teutschen Schule zu Kirchfarrnbach“ von Pfarrer Weber aus dem Jahr 1809:
     
  Der Schulunterricht dauert im Winter
vormittags 3 Stunden, von halb 8 Uhr bis halb 11 Uhr
nachmittags 3 Stunden von 12 Uhr bis 3 Uhr.
Im Sommer haben wir noch keine Schule gehabt, weil hier die Einführung derselben nur Schwierigkeiten gefunden hat (Viehhüten, Feldarbeiten). Bisher sind keine Schulprüfungen angestellt worden.
Seit 4 Jahren werden im Sommer vom Pfingsten bis Anfang der Winterschule Sonntagsschulen gehalten. Nach der öffentlichen Kinderlehre werden die Kinder von 11 - 13 Jahren von dem Pfarrer in der Kirche und die Kleinen von dem Schullehrer in der Schule noch wenigstens eine gute Stunde unterrichtet. Aber sie werden schlecht besucht.
89 Werktags- und 44 Sonntagsschüler.

 
     
 


 

Aus Schultagebüchern zu Beginn des 20. Jahrhunderts:

Winter- und Sommerschule waren noch feste Begriffe. Das Schuljahr begann etwa in der Mitte des Mai mit der Sommerschule. Mitte Oktober bis Mitte Mai gab es die Winterschule. Die Schluss- und Entlassungsprüfung erfolgte bereits etwa Mitte April.

 

 
 


 

An Weihnachten, Ostern und Pfingsten waren nur wenige Tage schulfrei. "Ferien" gab es im Sommer und im Herbst. Sie hießen Ernte- und Kartoffelferien und waren eigentlich nichts anderes als eine Freistellung der Kinder für mühevolle Arbeiten.

Heute ist den Kindern die Arbeitswelt der Eltern weitgehend fern und fremd. Die Scheinwelten der Medien fördern mangelndes Realitätsbewusstsein. Der Übergang von der Schule in die Arbeitswelt ist deshalb oft sehr ernüchternd und hart.

 
 
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