Einquartierung!
von Dethardt Lauter
   
         
   

Das war ein Ereignis! Soldaten im Dorf und noch dazu Ulanen! Eine ganze Schwadron! Das war etwas für uns Buben. Der Rittmeister und die Leutnants waren natürlich im Pfarrhaus einquartiert. In der großen Tenne unserer Scheune und in den Seitenboxen stand alles voll Pferde. Solche wunderbaren Tiere hatten wir im Dorf noch nicht gesehen. Auch der Fahnenschmied mit seinem feurigen Rappen lag bei uns im Quartier. Der Rappe war morgens beim Putzen kaum zu halten. Wir natürlich immer zwischen und bei allem wissbegierig dabei. Was gab es auch alles zu sehen, überall hätte man dabei sein mögen. Morgens, wenn der Wachtmeister Appell hielt und die Pferde einzeln vorgeführt wurden, durften wir zugucken und nahmen alles mit ungeheurer Spannung in uns auf. Natürlich würde jeder von uns einmal ein Ulan, das stand fest. Morgens beim Putzen hoben uns die Ulanen auf die Pferde und wir durften einmal um den Platz reiten. Das war das Ereignis des Tages.

Das wildeste Tier war der Rappe des Fahnenschmieds. Eines Morgens, die Pferde waren schon zum Ausritt gesattelt, hob der Fahnenschmied Fritz auf den Rappen. Im selben Augenblick, als der Fahnenschmied den Sattelgurt festzurren wollte und die Zügel einen Augenblick los ließ, stieg der Rappe und ging mit Fritz im Galopp ab. Fritz hielt die Zügel und saß fest, aber der Sattel, der nicht festgeschnallt war, rutschte mit Fritz herum, dem Tier auf den Bauch, aber Fritz hielt sich auch hier eisern fest und so ging die Jagd die lange Dorfstraße entlang. Mehrere Ulanen waren in den Sattel gesprungen und rasten hinterdrein. So ging es zum Dorf hinaus über eine Wiese zum großen Dorfweiher. Der Rappe liebe das Wasser und sprang geradewegs in die kühle Flut. Das war Fritzens Rettung. Er war schon ein ganz guter Schwimmer. Das Schwimmen hatte uns der Vetter aus Amerika beigebracht, d.h. den beiden ältesten, ich kam damit noch nicht so ganz zurecht. Fritz tauchte unter dem Pferd hervor und schwamm fröhlich nebenher, bis die nachkommenden Ulanen den Rappen aus dem Weiher holten. Fritz ritt dann triefend und prustend stolz wieder unter Führung der Ulanen durch das ganze Dorf nach Hause. Er war der Held des Tages.

   
         
         
zurück zum Verzeichnis "Heimatgeschichtliches Lesebuch"