Spuk!
von Dethardt Lauter
   
         
   

Manchmal spukte es wirklich bei uns und das kam so: Am Haus und Garten entlang führte ein schmaler Weg von der einen Dorfstraße in die andere. Auf diesen Weg hinaus gingen die Küchen-, Korridorfenster und ein paar Fenster von Nebenräumen hinaus. Auch das Kammerfenster unserer Philippine, die damals noch eine junge hübsche, dralle Bauerndirn war, mündete auf diesen wenig begangenen Weg. Genau über ihrem Fenster lag das Fenster unserer Gespensterstube und in dieser trieb der Spuk natürlich sein heimliches Wesen. Die spukenden Geister waren natürlich wieder wir Buben.

Konrad hatte einmal als er in der Gespensterstube abends länger las, beobachtet, wie unten am Fenster heimlich geflüstert wurde. Neugierig, wie jeder Junge, stellte er fest, dass die Gute unten ihren Liebsten zwischen Fenster und Gang empfing. Nun wurde weiter spioniert und festgestellt, dass der heimliche Liebhaber, ein Bauernsohn aus der Nachbarschaft, stets drei mal leise an das Fenster klopfte, manchmal auch vergeblich, wenn Philippine nicht drinnen war. So banden wir Kastanien an lange schwarze Pferdehaare und markierten damit das dreimalige Klopfen am Fenster. Prompt wurde geöffnet, dann erschien Philippines Kopf, drehte sich nach allen Seiten und zog sich wieder zurück. Nach einigen Minuten erneutes Klopfen. Wieder dasselbe Spiel.

Dies trieben wir eine ganze Zeit lang, ohne dass sie etwas merkte. Wie alle Bauernkinder war sie sehr abergläubisch und rang nun zwischen ihrer Angst und der Liebe. Sollte sie ihr Zimmer aufgeben und in den ersten Stock ziehen? Schließlich machte sie Mutter gegenüber eine Bemerkung. In ihren Zimmer gehe es um, sie wolle in ein wenig benütztes nach der Gartenseite ziehen. Mutter ließ sie nähere Einzelheiten erzählen und da sie von dem Verhältnis zu dem Nachbarssohn wusste, erriet sie sofort, dass gewiss wir Jungen dahinter steckten. Mutter wusste, dass das Verhältnis Philippines ein durchaus ehrbares war, sie hat ihren Konrad ja auch später geheiratet, so gedachte sie nicht unberufen Gespenstern zu erlauben, diese Liebe zu beunruhigen.

Die Gespenster waren dann auch rasch mit ein paar Ohrfeigen verscheucht.

   
         
         
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