Der Neubau des Kirchfarrnbacher Kirchenschiffs 1891
   
 
Seite 5 Der Tag der Kirchenweihe am 18. Oktober 1891
   
 
Leider war dem nicht so. Der geschichtlichen Wahrheit zuliebe soll auch die höchst unschöne Seite aufgezeigt werden. Erinnern wir uns an den gestrichenen Programmpunkt über die Choralbläser. Das war wohl kurz vor dem Fest. Ein Brief vom Leiter der Blaskapelle Treiber von Kreben, der zugleich Kirchenvorstand war, bringt in diese Sache etwas Licht:
   
 
  Sehr geehrter Herr Pfarrer!

Durch Verhinderung der Tanzmusik bei Herrn Däumler bin ich genötigt, E. Hochwürden anzuzeigen, daß von meinen Leuten kein Mann kommt. Ich und mein Bruder sind nicht in der Lage, die Sache allein zu machen. Daher die von mir geliebte Kirchenmusik wegbleiben muß.

Herr Zoll aus Oberndorf war gestern in Dietenhofen und hat die Sache so in Aufregung gebracht, daß meine Leute mir die Hilfe abschlagen.

Das Innerste meiner Seele ist betrübt, so daß ich heute noch nicht weiß, ob ich die Kircheneinweihung mit ansehen kann.

Mit aller Hochachtung
Treiber
Kirchenvorsteher

   
 
Dass nur wenige Häuser geschmückt waren und die Mehrzahl der Ortshäuser dagegen nicht,
  ...hatte seinen Grund darin, weil es der Bürgermeister Däumler von Haus zu Haus laufend aus Wut über die Zurückziehung der seinem Bruder Däumler erteilten Tanzmusiklizenz in diesen Tagen, verboten hatte.  
Pfarrer Lauter hatte, was nachgewiesen werden kann, beim Bezirksamt Fürth die Bitte geäußert, für das Fest keine Tanzmusikgenehmigung zu erteilen. Tanzen galt damals als unsittlich, was wir heute, wo die Kinder beim Erntedankfest sogar in der Kirche tanzen dürfen, nur schwer verstehen können.
Auch dass die drei Wirtschaften (Behringer, Däumler, Lauer) nicht in der Lage waren oder sein wollten, die 54 Ehrengäste und sonstigen hohen Gäste während der Mittagspause zu verköstigen, dürfte ein schlechtes Licht auf Kirchfarrnbach geworfen haben. Umso mehr Anerkennung den Frauen im Pfarrhaus und auch Schulhaus, die diese schwierige Aufgabe meisterten.
Der Cadolzburger Pfarrer schrieb freimütig, was alle Pfarrer der Umgebung über die Kirchfarrnbacher dachten: Eine Spende sind 
  ...die Kirchfarrnbacher kaum wert, nachdem sie sich nach Äußerungen (in) jenseitigem Pfarramte dahier ausgesprochen, daß sie gar keine neue Kirche gebraucht hätten. Wo so viel Mühe mit so wenig Dank belohnt wird, da sollte man nicht supervacua erstreben.  
   
 

Sicherlich tat man mit so einem Urteil den meisten Kirchengemeindegliedern unrecht, sozusagen der schweigenden Mehrheit. Es sind eben damals die Wichtigtuer und Schreihälse gewesen, auf die gehört wurde. Jedenfalls hatten viele nach diesem Festtag einen bitteren Nachgeschmack auf der Zunge, vielleicht weil ihnen erst durch die Feierlichkeit und durch die Gespräche mit den vielen Besuchern die unrühmliche Haltung vieler Kirchfarrnbacher Kirchengemeindeglieder bewußt wurde.
"Trotzdem," so schrieb später Pfarrer Lauter, "war der Festakt überaus erbaulich und herrlich."
War nun der Bau des Kirchenschiffs nicht erforderlich, wie viele glauben machen wollten? Hat man ein altehrwürdiges Bauwerk zerstört? Wie sah die alte Kirche denn überhaupt aus?
Diesen Fragen soll zunächst nachgegangen werden.