Aus der Schulgeschichte des Pfarrsprengels
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Körperliche Züchtigung


Erst nachdem die Schulen unserer Pfarrei aufgelöst worden waren, wurde die körperliche Züchtigung als Schulstrafe abgeschafft. Schläge und Züchtigungen waren also stets an der Tagesordnung. Dennoch gibt es diesbezüglich nur wenige schriftliche Zeugnisse. Erhalten geblieben sind Aufzeichnungen aus der Mitte und dem Ende des 19. Jahrhunderts sowie die Ergebnisse der Elternbefragung von 1947. Dagegen können sich unsere älteren Einwohner noch   lebhaft an diese heute verbotenen erzieherischen Maßnahmen erinnern, wie an das Stöckchen des Herrn "Pfarrer Klopstock" (Spitzname), das immer etwas aus dessen Ledermappe herausragte, an die "Pfötchen" oder an so manche spontane Ohrfeige. Das Knien auf einem Holzscheit gab es noch nach dem Krieg. Einmal brach der Haselnussstock entzwei, weil "der Rotters Hans ihn mit seinem Messer eingeringelt" hatte.
     
Pfarrer Lips notierte im Jahr 1852 über Lehrer Graf:  
  1852 Vergangenen Dienstag, d. 20. d. Mts (April) gab ihm der Lehrer ein Rechenexempel auf, an welchem sich der Knabe um 1 Gulden verrechnet hatte. Anstatt ihm nun den Fehler zu sagen und ihn zu belehren, nahm der Lehrer ein ganz dickes spanisches Rohr und schlug ihn mit diesem unbarmherzig, solche Hiebe über den Kopf und über das eine Auge, so daß auf dem Kopfe Beulen in der Größe einer welschen Nuß, und das Auge geschwollen und blau und grün war, so daß er noch jetzt große Schmerzen am Auge hat, wobei der Lehrer sich ausdrückte: "Wenn ich auch den spanischen Stock an euch zusammenhaue, so bekomm ich wieder einen anderen!"  
     
     
Aus Geschichten einer Jugend von Dethardt Lauter (zwischen 1885 und 1894):  
  Der Lehrer hatte die Türe zugeschlossen und wartete bis alle draußen standen, dann machte er auf. In der einen Hand hielt er das vierkantige, in der andern das flache Lineal. Jeden den er hinein ließ fragte er: „Mit was für einem willst du? Flach oder kant?“ Jeder wählte, bekam drei übergezogen und ging an seinen Platz. Als letzter kam Fritz. Prompt kam die Antwort: „Mit gar keinem, Herr Lehrer!“ „Du bist der Schlaueste wie immer, du warst ja auch der Anführer. Setz dich.“ So ging Fritz leer aus.  
     
     
Elternbefragung zur körperlichen Züchtigung 1947:    
(Rückseite) Zur Aufklärung:
In letzter Zeit ist in der Oeffentlichkeit die Frage lebhaft erörtert worden, ob die körperliche Züchtigung als Erziehungsmittel in den Volksschulen unter allen Umständen zu verbieten oder aber als äußerstes Strafmittel, beschränkt auf schwere Verfehlungen, zuzulassen sei. Der Herr Staatsminister für Unterricht und Kultus (Dr.Dr. Hundhammer) hat dazu erklärt, daß er diese Frage neuerdings ernstlich prüfen werde. Er ist dabei der Ueberzeugung, daß auch die Eltern der schulpflichtigen Kinder an dieser Frage ein berechtigtes Interesse haben.
Kirchfarrnbacher Ergebnis: Für die körperliche Züchtigung gab es 73 Stimmen (67%), dagegen waren 24 Stimmen bei 12 Enthaltungen. In ganz Bayern entschieden sich 60% für die körperliche Züchtigung.
 
 
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